Marcelina Wellmers Ausstellung You are among us, we are among you erforscht die Bedeutung der menschlichen Beziehung zu städtischen Gewässern im konzeptionellen Rahmen des Natur-Kultur-Kontinuums. Wellmer visualisiert aqua-städtische Lebensräume und bietet eine transformative Erfahrung, indem sie unsere Verwandtschaft mit den Multispezies im Wasser aufzeigt. Der Titel der Ausstellung, der einem Gedicht von Guan Daosheng, einem Kalligraphen der Yuan-Dynastie, entnommen ist, betont die untrennbare Beziehung zwischen Menschen und nichtmenschlichen Organismen.
Die Ausstellung erforscht diese Verflechtung in einer spezifischen, urbanen Wasserwelt auf der Mikroebene und reflektiert die menschliche Verantwortung, die sich auf der Makroebene in den sichtbaren anthropogenen Veränderungen der Berliner Stadtgewässer zeigt. Auf der Grundlage interdisziplinärer wissenschaftlicher Forschung und aktivistischer Praktiken entwickelt die Künstlerin eine fließende, den gesamten Ausstellungsraum umhüllende Erzählung, indem sie Techniken wie Fotografie, Unterwasservideo, Tonaufnahmen und die Aufzeichnung von Wasserdaten einsetzt, um bewegte und eingefrorene Bilder von Tieren, Verschmutzung und Technologie in Zusammenhang zu bringen. Wasser wird als Materie in uns und als materielles Bindeglied zwischen Menschen und Nicht-Menschen dargestellt, das alle lebenden Formen in einem Lebensraum verbindet. Die Ausstellung bietet eine Erfahrung der prekären Koexistenz verschiedener Multispezies in einer urbanen Welt.
Wellmers Arbeiten visualisieren nicht nur die Verbindung zur Welt der anderen, nicht-menschlichen Wesen, sondern aktivieren auch unsere Sinne und Wahrnehmungen, indem sie Wissen aus marginalisierten, unsichtbaren Unterwasserwelten produzieren. Dieses Wissen kann eine transformative Wirkung auf unser Selbstverständnis haben und darauf, wie wir unsere Existenz in der urbanen Welt des Wassers erleben. Die Künstlerin geht über die reine Dokumentation hinaus und integriert spielerische, spekulative Bilder, mit denen wir uns eine bessere gemeinsame Welt vorstellen können. Wellmer zeigt, dass die Entgrenzung des menschlichen Handelns nicht nur eine fundierte Kritik, sondern auch ein alternatives empathisches Engagement erfordert.
Mit fachlicher Beratung durch das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und mit Unterstützung von Stiftung Naturschutz Berlin.
Gefördert von der Stiftung Kunstfonds und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
