Das für die Plakatwand ausgewählte Motiv ist Teil der Serie „kennen“, die bereits 2002 entstanden ist. Annette Kisling besucht einen Park, das Bossental, in dem sie als Kind viel Zeit verbracht hat. Die Bosse, der Bach, der der Grünanlage den Namen gibt, wird über weite Strecken von einer verwilderten Bepflanzung umgeben. Es entstehen Refugien der Abgeschiedenheit, die ideal dafür sind, sich in der kindlichen Vorstellung in eine andere Welt hineinzudenken und Staudämme zu bauen. Als 2002 die Fotografien entstehen, ähnelt der Ort noch den Bildern der Erinnerung. Nun, wieder mehr als zwanzig Jahre später, behauptet sich die in der Fotografie dargestellte Naturszene als ein parallel existierender und autonomer Raum, der weder zugänglich noch unzugänglich ist.
Annette Kisling lebt in Berlin und Leipzig. Sie studierte an den Kunsthochschulen in Kassel, Offenbach und Hamburg. Es folgten längere Arbeitsaufenthalte in Zürich, Rotterdam, Paris, Marfa, Venedig, Bangalore, Ahmedabad. Seit 2009 ist Annette Kisling Professorin für Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. In fotografischen Serien beschreibt sie ihre Erfahrungen mit der sie umgebenden Natur und Architektur. in den letzten Jahren stellt die Moderne des 20. Jahrhunderts hier einen deutlichen Schwerpunkt dar.